24.09.2010

Norwegen oder: Eine etwas andere Wintertour

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Wenn es bisher hieß, „wir machen eine Wintertour!“, war damit ein Trip zwischen den Jahren gemeint. Bei maximal minus zehn Grad in Richtung Pfalz oder Odenwald, um unserem Materialtest- Drang nachzukommen. Diesmal (im Februar 09) war das anders. Um eine Fotoreihe über Norwegen als Diplomarbeit anfertigen zu können, setzten wir, das heißt Katrin und Géza, uns in unser Auto und fuhren mit allem was das Outdoorherz begehrt los in Richtung Nordkap. Die Aufgaben waren klar verteilt. Der Mann fuhr, damit die Frau in Ruhe ihre Bilder knipsen konnte.

Bis Oslo war das auch alles kein Problem. Den Kofferraum voller Essen, kamen wir trotz der kurzen Tage, recht zügig voran. Als aber oberhalb von Oslo die Straßenverhältnisse drastisch schlechter wurden, und wir auf vereisten Spurrillen mit normalen Winterreifen fuhren, nahm das Tageskilometerpensum rapide ab. Fuhren wir vorher auf gut geräumten Schnellstraßen von morgens 8 Uhr bis nachmittags 17 Uhr mit einem Schnitt von 80 Stundenkilometern, ging es nun bis maximal 16 Uhr (Dämmerung) und einer Geschwindigkeit von cirka 40-50 km/h auf kurvenreichen Sträßchen weiter. Das war der Moment, ab dem wir von bespeikten LKW´s gejagt wurden. Wenn man also im Rückspiegel eine riesengroße Schneewolke mit unglaublicher Geschwindigkeit näherkommen sah, fing man verzweifelt an, nach einem Parkplatz oder einer Nothaltebucht Ausschau zu halten, um die eilige Nordfracht nicht unnötig aufzuhalten.

Während man also im Sommer selbst Jäger von deutschen Wohnmobilen und anderen Verkehrsbehinderungen ist, (so stand es im Reiseführer) wird man im Winter selbst mit einem gehobenen Mittelklassekombi zum Freiwild der Helden der Landstraße. Die Nächte erwiesen sich als deutlich ruhiger. Das Zelt stand innerhalb weniger Minuten, da ab dem Ausschalten des Motors bis zum Einsteigen in den Schlafsack möglichst wenig Zeit vergehen durfte. Abhängig von der Höhe und der nördlichen Breite betrug die nächtliche Durchschnittstemperatur zwischen minus 15°C und minus 30°C. Das hieß: Wir mussten alles, was nicht erfrieren oder einfrieren sollte, mit in den Schlafsack nehmen. Katrin bevorzugte es, mit dem Akku der Kamera und der Kontaktlinsenflüssigkeit einzuschlafen, währen ich mich der Zwiebeln und dem Knoblauch annahm – auch wenn es in Norwegen offiziell keine Vampire geben soll.

Ab und zu gönnten wir uns auch mal eine Jugendherberge um „die Akkus“ wieder aufzuladen. Eine heiße Dusche ist schon was Feines, wenn einem bei voll aufgedrehter Heizung die Milch im Kofferraum eingefroren ist. Letztendlich erreichten wir Honningsvag, nur leider blieb uns der Blick aufs Nordkap aufgrund eines Schneesturms verwehrt. Auf dem Rückweg kürzten wir das anspruchsvollste Stück der Strecke mit einem Postschiff der Hurtigruten ab, da wir für die letzten 500 Kilometer drei Tage gebraucht hatten. Nach fast einem Monat kamen wir ohne nennenswerte Verluste unversehrt zurück und mussten feststellen, dass sich ein Körper sehr schnell an extreme Kälte anpasst, denn wir trugen T-Shirts, als wir bei minus einem Grad in Mainz eintrafen.


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